Theater geht ins Klassenzimmer

Trauer und Tod – diese Themen holt das Stück „Miriam, ganz in Schwarz“ heraus aus der Tabuzone und auf die Bühne. Das Theater Neu-Ulm geht sogar noch einen Schritt weiter und bringt es in die Klassenzimmer. Dafür hat es der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer schließlich auch konzipiert, erläutert Co-Intendant Heinz Koch. „Klassenzimmerstücke“ sind ein eigenes Genre. Sie benötigen so gut wie keine Kulissen, wenig Requisiten und werden meist von nur einem Darsteller gespielt.

Nichtsdestotrotz braucht das kleine Neu-Ulmer Haus eine gehörige Portion Idealismus, um es ins Programm aufzunehmen, betont Claudia Riese, ebenfalls Mitbegründerin des Theaters. Dessen Ziel ist es, junge Menschen an Bühnenstücke heranzuführen. Dazu geht das Theater ins Klassenzimmer. In Neu-Ulm übernimmt das Melanie Schmidt. Sie spielt die 16-jährige Miriam, die sich und ihr ausgefallenes Hobby ihren Mitschülern, dem Publikum, vorstellt. Sie geht leidenschaftlich gern auf Beerdigungen wildfremder Menschen und zieht ihre Schlüsse aus dem Verhalten der Hinterbliebenen. Nicht selten aber sei sie diejenige, die am lautesten weint. Den Grund dafür kann sie nicht sagen. Ihr Monolog ist nachdenklich, aber auch witzig und manchmal wütend. Er bildet glaubwürdig die zwischen Anklage, Erkenntnis und Zweifel schwankenden Gefühle der 16-Jährigen ab. Dabei thematisiert die Jugendliche aber nicht nur den Umgang mit Vergänglichkeit, Sterben und Tod, sondern stellt auch die Frage: was ist „normal“?

Das vielschichtige Stück bietet eine Menge Diskussionsstoff vom Nachdenken über den Umgang miteinander und mit Gefühlen über sinnvolle Freizeitbeschäftigung bis hin zum Sinn des Lebens. Die Klassen reagieren ganz unterschiedlich, nicht selten sind die jungen Zuschauer zunächst irritiert, berichtet Melanie Schmidt, die sich stets anschließend den Fragen des Publikums stellt. Allerdings ist ein Klassenzimmerstück fürs Theater ein „Draufzahlgeschäft und ein idealistisches Geschäft“, sagt Heinz Koch.