Jugendliche Flüchtlinge benötigen vielfältige Hilfe, um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Deshalb haben die Künstler und Kunsttherapeuten Regine Schempp und Jörg Eberwein ein sechsmonatiges Projekt für jugendliche Flüchtlinge aus der Übergangsklasse der Peter-Schöllhorn-Mittelschule angeboten. Es startete im Oktober 2016 und dauerte bis Mai 2017. Unterstützt wurde das Projekt von der Bürgerstiftung Neu-Ulm „Helfen mit Herz“.
20 Schülerinnen und Schüler aus neun Nationen – die Herausforderung für Eberwein und Schempp war gewaltig. „Wir wollten den Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich ohne Sprache mit ihrer neuen Umgebung auseinanderzusetzen und sich auszudrücken“, sagt Eberwein. Und das funktionierte: So habe sich beispielsweise ein Junge aus Eritrea, der im Schulunterricht durch schwache Leistung und Konzentrationsprobleme aufgefallen sei, zu einem „kleinen Künstler“ entwickelt. „Er wusste genau, was er machen will, und erzielte tolle Ergebnisse.“
Sich ausprobieren, mit unterschiedlichen Materialien etwas gestalten und etwas schaffen ohne Leistungsdruck: Darauf sprechen auch Jugendliche im schwierigen Alter zwischen 13 und 17 Jahren an, so die Erfahrung der Kunsttherapeutin Regine Schempp. Und, so stellte sie fest, das trifft auch bei gleichaltrigen Geflüchteten zu. Sie bemerkte, dass sich die Jugendlichen im Lauf des Projekts veränderten. Nicht nur, dass sie nach einem halben Jahr viel besser Deutsch konnten als zu Beginn des Kurses. Sie fanden auch zu einer Gruppe zusammen. So fügte sich ihrer Beobachtung nach ein Syrer, der in der Schule wegen seiner Aggressivität bekannt war, zunehmend in die Gruppe ein. „Er fühlte sich dazugehörig und nicht ausgegrenzt wie in der Schule.“
Nicht selten waren die Kursleiter überrascht von den Ergebnissen. So gestalteten die jungen Flüchtlinge sehr phantasievolle Gipsmasken, die in Form und Farbe teilweise sehr afrikanisch angehaucht waren und an die Herkunftsländer ihrer Schöpfer erinnerten. Angenehm überrascht waren die Kursleiter auch von der Eigeninitiative, die manche ergriffen und beispielsweise zu dritt ein Riesenkrokodil aus Ton bauten. Die abschließende öffentliche Präsentation der Werke in der Schule war das Highlight des Projekts. Die Schülerinnen und Schüler waren stolz, und die Rückmeldung der Lehrerinnen und Lehrer sehr positiv – auch schon während des laufenden Kurses.
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