Bereits seit elf Jahren gibt es die Deutschkurse im Neu-Ulmer Quartier Vorfeld – maßgeschneidert für die Bedürfnisse der dort lebenden Frauen. Die „Bürgerstiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz“ unterstützt das Projekt finanziell.
„Das Wichtigste ist das Sprechen“, sagt Almira Shegaj. Die aus Albanien stammende Gymnasiallehrerin für Mathematik unterrichtet einen der Deutschkurse im Vorfeld. Teilnehmerinnen sind Frauen aus dem Wohngebiet. Sie stammen unter anderem aus der Türkei, aus Albanien, Polen, Rumänien, Syrien, Marokko oder Russland.
Die Gruppen sind bunt gemischt, was Alter und Herkunft angeht. Allerdings werden die unterschiedlichen Sprachniveaus berücksichtigt. Dabei ist es unerheblich, ob jemand schon seit vier Jahrzehnten und mehr in Deutschland lebt oder erst seit wenigen Jahren oder Monaten. Entscheidend ist, ob die Frauen Gelegenheit hatten zu sprechen.
Eine Türkin beispielsweise, die seit 42 Jahren in Deutschland lebt, erzählt, dass sie mit ihrer Arbeitsstelle auch ihre Sprachkenntnisse verloren habe. So gehe es auch Frauen, die den Integrationskurs besucht und anschließend keine Arbeit gefunden haben, weiß Stadtteilmanagerin Gabriele Schilder. Die Sprache zu erhalten, braucht ihrer Erfahrung nach einen festen Rahmen. „Allein mit Kaffeenachmittagen funktioniert das nicht.“ Allerdings sorgt die Gruppe von Almira Shegaj bewusst für eine gemütliche Atmosphäre. Da dampft schon mal der Tee auf dem Tisch. Die Frauen tauschen sich aus über Sitten und Bräuche und stellen dabei nicht selten überraschende Ähnlichkeiten fest.
Die Konversation steht bei den Fortgeschrittenen im Vordergrund, dennoch kommen Grammatikübungen nicht zu kurz. Den Integrationskurs mit täglichem Unterricht könnte sie gar nicht besuchen, sagt eine 36-jährige Rumänin. Erstens sei er zu teuer, zweitens habe sie einen Minijob. Ihr Sohn geht in die erste Klasse. Manchmal bringt sie seine Hausaufgaben mit in die Deutschstunde. Kleine Kinder werden von Fachkräften betreut, damit ihre Mütter beruhigt im Unterricht sitzen können. Das gehört von Anbeginn an zum Konzept. Die Vorfeldkurse gehörten laut Gabriele Schilder zu den ersten, die mit Kinderbetreuung kombiniert waren.
Neu sind Mini-Gruppen, in denen Frauen aus Syrien die Schrift lernen. Auch ein Jahresausflug und kleinere Unternehmungen stehen auf dem Programm, zum Beispiel Besichtigungen von Kirche und Moschee, Altenheim oder Krankenhaus mit Kreißsaal. Feste wie Weihnachten oder Bayram werden gemeinsam gefeiert. So lernten die Frauen voneinander, die Kulturen seien sich nicht mehr fremd, sagt Gabriele Schilder. Und es stärke das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein der Frauen, wenn sie anderen ihre Kultur näherbringen können – auch in Form von Spezialitäten aus ihrer Küche.
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